Trieb zum Tod
Ich wäre gern zart, nachsichtig und ein wenig klüger. Wie oft bin ich schon durch meterhohe Schichten aus Schmutz und Schmerz gewatet und obwohl die Erfahrung lehrt, dass es früher oder später besser wird, fehlt mir an meinem sogenannten Tiefpunkt immer wieder der Glauben und das Vertrauen, die Krise unbeschadet zu überstehen. Möglicherweise hat Sigmund Freud recht, wenn er behauptet, dass in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers und unserer Seele ein Trieb zum Leben und gleichzeitig ein Trieb zum Tod vorhanden sind. Vor dem Hintergrund meiner Sterblichkeit fühle ich mich in den Phasen der Krise immerzu zum Todestrieb hingezogen, vielleicht weil ich mich mit dem offensichtlichen Sieger im Spiel des Lebens verbrüdern will. Wohl bin ich ein schlechter Verlierer, ungeübt im freien Spiel des liebevollen Umgangs mit mir. Wohl tue ich mir schwer, das Leben anzunehmen als das was es ist: ein Geschenk.