Morphin

 

Es ist Samstagnachmittag und ich versinke. Bald drehe ich durch.

Verzweiflung, Verzweiflung, Verzweiflung!

Lorca, sprich zu einem traurigen Freund! Deine Verse sind mein Morphin!

Es ist schon nach drei und mein Herz ist schwer wie ein Findling! In meiner Brust brüte ich Eier der Schwermut. O Brust, in dir hockt eine schwarze Henne aus Angst! Bald feiere ich sie, meine düstere Auferstehung. Sonnen drehen sich im Kreis. Mein Mund ist auserwählt zu brüllen vor Schmerz.

Lorca, sprich zu mir! Ich will dich nackt. Sing, sodass meine Seele erzittert! Deine Verse sind mein Morphin, andalusisches Gift, das mein Blut leichter macht. Vor den Toren Granadas will ich mein Zelt aufschlagen. Meine Schenkel öffnen, den Weibern gleich, und unter einem weinerlichen Himmel mich dir hingeben.

Lorca, mein Moos ist verlassen und mein Durst nach dir ist unstillbar. Meine Brust ist blass ohne dein Gift. Dein Kopf ist ein runder Mond. Deine Verse sind mein Morphin.