Sonnenuntergang

 

Ein gelber Abend.
Nach dem Regen atme ich die Luft
etwas freier als zuvor.
Mein Herz ist mit einem Mal rein.
 
Ich hocke am Ufer des Weihers.
Die Meisen im Strauchwerk
leisten mir Gesellschaft.
Grün sprießt aus den Adern der Erde. 

Ich wäre gern eine Wolke,
ein Baum oder eine Orchidee.
Siehst du den Reiher dort,
wie er sich in den Himmel stürzt?

Die Sonne wird farblos.
Durchsichtig versinkt sie
in den Klauen der Dämmerung.
Spürst du, wie ihr letztes Leuchten
verglüht?

Noch bebt mein Herz, 
noch imaginiere ich 
den Traum meiner Freiheit.
Doch bald schon gehe ich unter
in der öden Dunkelheit des Vergessens.