Unverbunden
Kurz vor 17 Uhr. Undurchdringbare Dunkelheit liegt über der Stadt. Feiner Nieselregen hat eingesetzt. Ich glaube nicht mehr an die Möglichkeit einer Vereinigung mit etwas Höherem, Größeren, etwas, das mich transzendiert und gleichzeitig in der Lage ist, mir einen Halt auf der Erde zu verschaffen, um mich mit dem chaotischen Universum, in das mich der Zufall geworfen hat, zu versöhnen. Die Möglichkeiten zur Verwurzelung gleich wie jene zur Versöhnung bleiben mir versagt. Mein Glaube an Gott hat etwas Mechanistisches, etwas Stumpfes und Abgehärmtes. Es fehlt ihm an Zündstoff und an Frische. Ich bin nicht imstande, mich als Produkt einer mich überdauernden göttlichen Vorsehung zu betrachten. Doch gleichzeitig bin ich nicht imstande, den dünnen Faden, an dem mein Glauben hängt, gänzlich abreißen zu lassen.
Ich hätte gerne einen Menschen, ein Gegenüber, dem ich mich anvertrauen könnte. Das Gefühl der Verbundenheit ist mir jedoch zusehends abhandengekommen. Das neue Jahr hat eben erst begonnen und schon verdichten sich all meine Regungen zu einem Punkt der unaufhaltsamen Resignation. Endlose Selbstgespräche, sinnloses Palaver, das eine stets wiederkehrende Verbitterung zum Thema hat. Ich bin auf der Suche nach meiner Bestimmung, doch ich fasse beständig in eine Leere, einen Nebel, der mich vollkommen zu verhüllen und zu verschlucken droht. Ich kann zu meiner eigenen Wahrheit nicht stehen, folglich scheine ich den Prüfungen des Lebens nicht gewachsen zu sein.