Abgrund

 

Wenn man aus allen Lebenszusammenhänge herausgefallen ist und einem klar wird, dass es kein Gebet geben wird, das einen aus Finsternis und Isolation befreien wird können, ist es notwendig, Zuflucht zu suchen in der Kunst. Man fragt sich, ob man zur Kunst fähig ist, denn dies ist nicht automatisch so; man muss offen sein, für die eigenen Abgründe und den eigenen Schmerz. Es ist notwendig, zu begreifen, dass die Abgründe und der Schmerz etwas sind, das allen Menschen zu allen Zeiten eigen ist. Man versucht einen Blick auf sich zu werfen, schonungslos und ohne jedwede Beschönigung. Man sieht sich, den aufgedunsenen Körper, das alternde Gesicht, die Gleichgültigkeit, die von Zeit zu Zeit von der überbordenden Angst überlagert wird. Es besteht keine Aussicht auf Besserung, die Pforte zur Liebe ist längst schon verschlossen. Oder vielleicht ist da nicht doch noch ein Spalt, durch den das Licht der Zufriedenheit für Augenblicke durchschimmert?

Was bleibt, ist die Hoffnung, durch die Kunst zu einem freieren Menschen zu werden. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Abgrund ist es, so viel steht fest, die einen nicht untergehen lässt.