Wider den Utilitarismus
Neurosen zerfressen mein Herz. Sie sitzen tief im Grund der sozialen Einrichtungen, der schönen Maschinen, die den einzelnen Menschen für den Fortschritt dienstbar machen wollen. Sie verunmöglichen die Familie und darüber hinaus jede affektive Bindung zwischen den Menschen. Sie haben sich in mir eingenistet und erzeugen unaufhaltsam ein Gefühl der Trostlosigkeit, der Anomie. Ich habe in der Gesellschaft keinen Auftrag, keine Mission oder Berufung. Es gibt für mich keine mir entsprechende Daseinsform. Dennoch bin ich, soweit mir das möglich ist, ein angepasstes Wesen. Ob mein Leben sich in die eine oder in die andere Richtung entwickelt, ist jedoch dem Gemeinwesen einerlei.
Mein Herz ist das eines verfluchten Romantikers.
Die technokratische Welt samt ihrer profanen Glücksversprechen widert mich an. Sie ist so mit dem Leben beschäftigt, mit seiner Perfektionierbarkeit, dass in ihrer Vorstellungswelt der Tod nicht vorkommt. Auf diese Weise verwandelt sie uns in Analphabeten des Sterbens, unter denen das Streben nach Reichtum und Status den einzigen Sinn und Zweck im Leben darstellt. Das haben wir nun von unserer fortschrittsgläubigen Heuchelei, denke ich mir. Von unserem Streben nach der totalen Entkoppelung des Systems von unseren Gefühlen, von unserem Herz. Freiheit haben sie uns versprochen, doch subtile Herrschaft im Gewande der Philanthropie und des unendlichen Wachstums haben wir erhalten. Die Bürokraten kennen keine Gefühle, sie handeln stets gesetzeskonform und vernünftig. Die Technokraten ihrerseits kennen nur statistische Zahlenspielereien, Effizienz und Optimierung. Ich verlange nach der Möglichkeit, mich diesen Zwängen zu verweigern. Ich verlange Gnade. Adieu, schöne neue Welt, adieu, Bill Gates und Elon Musk. Adieu, Apologeten des größtmöglichen Glücks für die größtmögliche Zahl.