Animal metaphysicum

 

Der Mensch - das metaphysische Tier, das den Glauben bitter nötig hat, ist stets gefährdet, sich in den Wirren der Täuschung zu verlieren. Der größte Irrglaube der Menschen besteht darin, sich vorbehaltlos der Macht der Wissenschaft unterzuordnen.

Eben diese exakten und positiven Wissenschaften arbeiten mit Hochdruck an der Auslöschung der Triebfeder menschlichen Erlebens. Sie zerlegen den Geist des Menschen in seine Einzelteile, sie sezieren ihn, als wäre er ein Insekt. Mit harten Fakten gehen sie gegen Zweifel, Glauben, Unzulänglichkeit und Unsicherheit vor, stets mit dem Ziel, den Menschen in seiner Herrschaft über die innere, so wie die äußere Natur, zu perfektionieren. Damit raubt die moderne Wissenschaft dem Menschen die Würde, an sich, den Mitmenschen und der Welt an sich zu leiden. Darüber hinaus ist sie in jedem Maße un-philosophisch. 

Im Gegensatz dazu beginnt jede kämpferische Philosophie notwendigerweise mit dem Tod. Eine solche Philosophie verspricht keine Linderung des Leidens und der Schmerzen, die das Leben mit sich bringt, vielmehr äußert sie sich kämpferisch, in dem sie dem Menschen das Rüstzeug bietet, im Angesicht des Sterben-Müssens, überhaupt noch imstande zu sein, eben diesen Kampf wohl oder übel anzunehmen. Je mächtiger die Wissenschaft samt ihrer Heilsversprechungen wird, umso ohnmächtiger wird das Philosophieren des kämpferischen Menschen.

Mein Kampf geht weiter; auch wenn er scheinbar nutzlos ist, so wird mir doch klar, dass sich ein neuer Morgen samt einem neuen Horizont vor mir auftut. Und wenn es sich dabei um den letzten handelt? Was soll´s? Wen kümmert es?